Dieses Arbeitspaket wird bearbeitet durch das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI).
Die ökonomische Analyse
Hintergrund
Städte werden durch eine Vielzahl von Entwicklungen zunehmend unter Druck gesetzt. Einige dieser Entwicklungen haben unmittelbare Rückwirkungen auf das Wassermanagement. Dazu gehören:
- die Re-Urbanisierung: Wie in anderen Teilen der Welt lassen sich auch in Deutschland Bevölkerungszuwächse vor allem in urbanen Regionen beobachten. Gerade die deutschen Wachstumszentren haben eine ungebremste Anziehungskraft und dürften in den nächsten Jahren weitere Zuwächse verzeichnen. Auch die Stadt Hamburg fällt in diese Kategorie.
- die Nachfrage nach Flächen: In einer wachsenden Stadt werden auch zukünftig Flächen für Wohn- und Gewerbebauten sowie für infrastrukturelle Anlagen wie beispielsweise Verkehrswege benötigt. Damit einher geht in der Regel eine weiter voranschreitende Versiegelung sowie ein Verlust von Grünflächen und Ökosystemen. Dies kann nicht nur einen Attraktivitätsverlust der Stadt als Lebensraum bedeuten, sondern auch Folgen für den Hochwasserschutz haben.
- extreme Wetterereignisse: Aufgrund des Klimawandels wird eine Veränderung der Niederschlagsmuster erwartet. Sowohl die Zunahme der durchschnittlichen Niederschlagsmengen als auch der Häufigkeit und Schwere von Starkregenereignissen gelten in vielen Regionen inklusive Hamburg als wahrscheinlich. Dadurch verschärfen sich bereits bestehende Risiken extremer Wetterlagen und auch die Wahrscheinlichkeit von Hochwassern nimmt zu.
Ziele
In der ökonomischen Analyse werden die genannten Entwicklungen und die daraus erwachsenen Herausforderungen für städtische Räume adressiert. Die Ziele dabei sind:
- Es soll aus ökonomischer Perspektive ein Beitrag zum nachhaltigen Wassermanagement geleistet werden, indem Methoden zur Entscheidungsunterstützung weiterentwickelt werden.
- Mit Hilfe der fallbezogenen Anwendung von ökonomischen Methoden wird deren Nutzen für das urbane Wassermanagement demonstriert und ermittelt, unter welchen Voraussetzungen diese auf andere Gebiete übertragbar sind.
- Es soll dokumentiert werden, dass nur die Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen zu einem nachhaltigen regionalen Wassermanagement führen kann.
Zur Zielerreichung wurden drei Unter-Arbeitspakete definiert. Sie widmen sich Nutzungskonkurrenzen (von Flächen), Ökosystemdienstleistungen und der Betrachtung von Hochwasserrisiken.
Arbeitspaket 6.1 Nutzungskonkurrenzen von Flächen
Hintergrund
Nutzungsdruck auf städtische Flächen ergibt sich über verschiedene Kanäle, und zwar als Folge allgemeiner Stadtentwicklung, einer wachsenden Wirtschaft oder durch einen Bevölkerungszuwachs. Hieraus folgt oft die Notwendigkeit einer Nachverdichtung oder von Neubauten im Wohn- oder Gewerbebereich. Umgekehrt ist eine naturnahe Nutzung von Flächen wünschenswert, um ökologischen Notwendigkeiten und deren Beitrag zur Wohlfahrt der Bevölkerung Rechnung zu tragen. Hierzu gehört in vielen Fällen auch der Schutz vor Hochwasser.
Aufgrund der Knappheit haben Flächen in verdichteten Räumen meist einen hohen Wert. Aber auch andere Faktoren können Grundstückswerte beeinflussen. Hierzu zählen vor allem die infrastrukturelle Anbindung, das soziale Umfeld aber auch die ökologischen Eigenschaften, also die Nähe zu Grünräumen und Naherholungsflächen sowie die Sicherheit gegenüber Hochwasser. Es besteht demnach die Frage, wie groß die Bedeutung des letztgenannten Faktors für den Grundstückswert ist.
Ziele
- Identifikation relevanter Parameter und Daten, um Nutzungskonflikte beurteilen und Lösungen vorschlagen zu können
- Erarbeitung einer Methodik zum Aufzeigen von Nutzungskonkurrenzen im Hinblick auf urbane Flächen
- Erstellung eines Leitfadens zum Vorgehen bei der Bewertung und Einschätzung dieser Nutzungskonkurrenzen
Arbeitspaket 6.2 Ökosystemdienstleistungen
Hintergrund
Das Aufzeigen des ökonomischen Wertes der Natur schafft ein breiteres Bewusstsein für die Bedeutung von Ökosystemen und Biodiversität im urbanen Raum und verbessert die Entscheidungsgrundlage für die Stadt- und Raumplanung. Hierfür wird der ökonomische Gesamtwert des betrachteten Naturkapitals und abgeleiteter Ökosystemdienstleistungen bestimmt, der sich aus nutzungsabhängigen Werten (z.B. Konsum, Erholung, Bestäubung) und nutzungsunabhängigen Werten (z.B. Zufriedenheit durch das Wissen, dass zukünftige Generationen von der Natur profitieren werden) zusammensetzt. Bei einer integrierten Betrachtung sollten diese Werte berücksichtigt wird.
Auch im Zusammenhang mit Gewässern und deren nachhaltigem Management spielen Ökosystemdienstleistungen eine wichtige Rolle. Nicht nur die Gewässer selbst stellen diese Leistungen zur Verfügung, sondern auch angrenzende Landschaften, wie z.B. Auen. Gerade Letztere haben oft eine regulierende Funktion im Hinblick auf den Hochwasserschutz.
Im Projektzusammenhang müssen bei der Bearbeitung des Arbeitspakets 6.2 einige Besonderheiten von Ökosystemdienstleistungen berücksichtigt werden. Zum einen ist keine allgemein gültige Bewertung möglich, so dass zwar grundsätzliche Vorgehensweisen herausgearbeitet werden können, die tatsächlichen Resultate für das Modellgebiet Hamburg sind gegebenenfalls aber nicht unmittelbar auf andere Regionen übertragbar. Zum anderen ist hervorzuheben, dass bei der Bewertung in Geldeinheitenmit Werturteilen operiert wird, die gepaart mit Unsicherheiten und unvollständigem Wissen zu (großen) Bandbreiten in den Ergebnissen führen können.
Ziele
- Ermittlung von Ökosystemdienstleistungen, die im Zusammenhang mit urbanem Hochwasserschutz von Bedeutung sind
- Erkundung der geeigneten Methoden und notwendigen Informationen und Daten, um diese objektiv (vorzugsweise monetär) bewerten zu können
- Erstellung eines allgemeinen Leitfadens zur Bewertung dieser Ökosystemdienstleistungen
Arbeitspaket 6.3 Risikobetrachtung
Hintergrund
In Zusammenhang mit Hochwasserereignissen wurden in der Vergangenheit in allen Bereichen, z.B. der Gefahrenerkennung, der Schadensanalyse und der Risikovisualisierung, große wissenschaftliche und technische Fortschritte erzielt. Dies gilt zu einem relativ hohen Grad auch für städtische Räume. Hier ist der Untersuchungsanreiz wegen der Konzentration an Menschen und physischem Kapital besonders hoch. Die meisten Projekte gehen gemäß folgender Prozesskette vor: Zunächst werden die Quellen möglichen Hochwassers (vor allem Sturmflut, Binnenhochwasser, Starkregen) modelliert, bevor die Pfade untersucht werden, auf denen bestimmte Gebiete getroffen werden können. Diese Gebiete werden anschließend genauer, bis hin zur gebäudescharfen Auflösung, im Hinblick auf Betroffenheit und Risiko bzw. Schäden betrachtet. Gegebenenfalls schließen sich noch Überlegungen zum Hochwassermanagement und der Erhöhung der Resilienz an, um zudem Kosten-Nutzen-Analysen von Maßnahmen durchführen zu können. Für Städte und Gemeinden gilt es, aus den bestehenden Analyse- und Fallstudienergebnissen ein geeignetes Vorgehen für eigene Risikoabschätzungen abzuleiten.
Ziele
- Identifikation des notwendigen Detailgrades für eine zielführende Schadensanalyse und Entscheidungsunterstützung
- Prüfung geeigneter Szenario-Methoden für kleinräumige Risikountersuchungen
- Erstellung allgemeiner Empfehlungen für eine projektbezogene Kosten-Nutzen-Analyse